Die Brisanz des Vorhabens nicht erkannt

Quelle BNN 2015.05.11

stadtentwicklungVon unserer Mitarbeiterin Marianne Lother Stutensee-Spöck. „Feld und Flur“ hieß das große Thema in der Sitzung des Ortschaftsrats Spöck und der vorangegangenen Gemarkungsbegehung per Fahrrad zum selben Thema. Genauer gesagt ging es um die Auswirkungen der Flurneuordnung. „Achtet auf die unterschiedlichen Wege“, hatte Ortsvorsteher Manfred Beimel seinen Mitstreitern beim Start zugerufen. Erste Station war das Gewann „Tierkoppeln“, das jetzt teilweise schnurgerade Wege aus Asphalt und Schotter durchziehen. Kompetenter Begleiter des Ortschaftsrats war der ehemalige Vorsitzende des Vogelvereins Spöck, Helmut Giraud. Er hatte in einer gemeinsamen Begehung mit Stadtrat und Jagdpächter Thomas Hornung Anfang März eine Bildpräsentation erarbeitet, die später im Saal gezeigt wurde. Weiter ging die Fahrt nach Süden Richtung Gärtnerei, sodann im großen Bogen Richtung Friedrichstal mit Blick auf den „Abhau“ und nach Norden über die Stadtbahngleise bei der Heinrich-Heine-Straße. Dort wies Manfred Beimel auf zwei Stieleichen hin, die dort zusammen mit 300 Gehölzen einen Teil des 1 150-Bäume-Programms bilden. Weiter ging es zum Naturdenkmal „Eglisee“, wo die alten Weiden durch einige Eichen ergänzt werden sollen, zum Naturschutzgebiet „Wilhelmsäcker“ und zum Waldspielplatz. Unterwegs wies Giraud auf eine umgebrochene Wiesenfläche im FFH-Gebiet, eine Wiesensenke, die mit Mutterboden aufgefüllt worden war, eine nicht mehr vorhandene Brombeerhecke von 300 Quadratmeter Größe, eine mehrere Meter breite Schotterstraße quer durch die Wilhelmsäcker und mehr. Einen noch viel drastischeren Eindruck hinterließen dieselben Bilder im Saal, in denen Giraud mittels Aufnahmen von Luftbildkarten aus dem Jahr 2009 den Vergleich mit 2015 darstellte. Aus reich strukturierten Parzellen waren große Monokulturen geworden. Die Ortschaftsräte wurden beklommen. Sie sei sich damals „nicht bewusst gewesen, was wir der Umwelt antun“ und habe „die Brisanz des Vorhabens nicht erkannt“, sagte Nicole LaCroix als erste. Sie habe sich blauäugig darauf verlassen, dass die zuständigen Naturschutzbehörden rechtzeitig eingreifen würden. Sie fand Unterstützung bei Karin Vogel, die anprangerte, dass auch städtische Grundstücke offenbar ohne Widerspruch des Umweltbeauftragten umgepflügt worden seien. Gabi Herling meinte, es gehe nicht um Schuldzuweisungen. Besser wäre, jetzt zu überlegen, was noch zu tun sei, um vertriebene Tierarten wieder anzusiedeln. Klaus Mayer räumte ein, es sei „schief gelaufen, Dinge zu retten, die nicht einfach zu ersetzen sind, sondern sich lange entwickeln müssen“. Er wies auf die organisierte Biotopvernetzung hin, auf sehr viele Neupflanzungen, die allerdings noch Jahrzehnte wachsen müssten. Manfred Beimel sah die Ursache bereits im Wege- und Gewässerplan. Die Flurneuordnung sei eine Behörde, die „nichts anderes tue, als dessen Vorgaben umzusetzen“. Beispielsweise um wertvolle Graswege zu retten, hätte früher eingegriffen werden sollen. Jetzt sei das Kind in den Brunnen gefallen. Nicole LaCroix schlug vor, für die Zukunft eine Kartierung zu beantragen, in der schützenswerte Flächen dargestellt seien, und diese analog dem Denkmalschutz von Veränderungen auszunehmen. Schützenswerte Flächen sollten kartiert werden.

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