Energieeffizientes Bauen ist das Gebot der Stunde

Nicole LaCroix ist Architektin in Stutensee. Sie befasst sich viel mit Fragen zu effizientem und umweltschonendem Bauen. Zweimal hat sie den renommierten Preis für beispielhaftes Bauen der Architektenkammer Baden-Württemberg gewonnen, der alle sieben Jahre vergeben wird: für die Mensa am Schulzentrum in Blankenloch und für ihr Bürogebäude in Spöck. Über künftige Notwendigkeiten beim Bauen äußert sie sich im Gespräch mit der BNN Redaktion.

Sie sind mehr als 20 Jahre in Ihrem Beruf tätig und haben sehr viele Entwicklungen in Ihrer Fachdisziplin mitgemacht. Was hat Sie dabei besonders beeindruckt?
LaCroix: Als Architektin kann ich meine Kreativität ausleben. Was ich entwerfe, plane und bauen lasse, ergibt etwas Bleibendes. Je mehr Gebäude es geworden sind, desto größer wurde das Interesse von Menschen, die diese Kreativität für ihre Objekte wollen.
Apropos Kreativität: Wie sehr fühlen Sie sich durch gesetzliche Vorgaben eingeschränkt, Ihre Vorstellungen umzusetzen?
LaCroix: Gesetzliche Vorgaben setzen einen engen Rahmen. Das schafft aber den Reiz und regt die Kreativität an. Mit guten Ideen kann man trotz schwieriger Reglementierung etwas Besonderes schaffen.
Was ist Ihr aktuelles Betätigungsfeld?
LaCroix: Wohnungsbau nimmt einen relativ großen Raum bei uns ein. Aber es bleibt genügend Spielraum für größere Projekte. Zum Beispiel den Neubau der Christlichen Schule Hardt in Hochstetten, die Kindergartensanierung in Linkenheim, der Neubau eines multifunktionalen Geschäftshauses in Karlsdorf-Neuthard und einige andere.
Wohin, denken Sie, wird sich die zeitgemäße Architektur entwickeln?
LaCroix: Energieeffizientes Bauen ist heute das Gebot der Stunde. Im Bausektor liegt ein großes Potenzial, CO2 einzusparen. Auch dabei muss man die Kreativität im Blick behalten. Architekten haben einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die bebaute Umwelt. Denn was wir bauen, hat üblicherweise längeren Bestand und muss zeitgemäß und ein großes Stück weit zukunftsfähig sein.
Sehen Sie Klimaschutz als Herausforderung beim Bauen?
LaCroix: Zweifellos. Diese Herausforderung nehmen wir an. Das bedeutet, dass man immer neue Materialien beim Bauen einsetzen muss. Zum Beispiel CO2-reduzierten Beton, bei dem der chemische Prozess verändert wird und – quasi als Abfallprodukt – Treibstoff (E-Fuel) hergestellt werden kann. Zurzeit wird an Dämmstoffen aus Popcorn geforscht, die in Verbindung mit Holz als nachwachsendem Rohstoff nachhaltig sind. Spannend finde ich, dass man wieder an Stroh als Dämmmaterial denkt. Baustoff, der lokal und regional verfügbar ist.
Bauflächen sind endlich. Was muss künftiges Bauen anders machen, um flächenschonender zu werden?
LaCroix: Ein Aspekt ist, mit Gebäuden in die Höhe zu gehen. Das bringt aber sozialen Konfliktstoff mit sich, wenn mehr Menschen auf engem Raum zusammenleben. Dennoch wird man nicht umhinkommen, künftig höhere Verdichtungen in Kauf zu nehmen. Es versteht sich von selbst, dass das immer mit Augenmaß und Fingerspitzengefühl und mit Sinn für gute Architektur passieren muss. Bausünden wie in der 1970er Jahren sollte man vermeiden.
Wie sind Sie zur Architektur gekommen?
LaCroix: Mathematik, Naturwissenschaften und Bildende Kunst waren meine bevorzugten Fächer in der Schule. Zu Hause habe ich im Stuckateur-Betrieb meiner Eltern schon in früher Jugend den Bezug zum Bauen bekommen. Ich bin immer wieder mit meinem Vater auf Baustellen gefahren, um ihm beim Ausmessen zu helfen.
Und dann kam nach dem Abitur gleich das Architekturstudium?
LaCroix: Vor dem Studium habe ich im elterlichen Betrieb ein Baupraktikum gemacht. Danach ging es an die Uni in Karlsruhe zum Studium. Mit damals noch 24 Jahren habe ich mein Diplom gemacht.
Wie ging’s dann weiter?
LaCroix: Ich war im ersten Berufsjahr in New York bei einem Architekturbüro angestellt und habe dort meine ersten Erfahrungen gesammelt. Danach war ich zwei Jahre bei einem Büro in Stuttgart, unter anderem als Projektleiterin für die IAA (Internationale Automobil-Ausstellung), und habe den Messestand für Mercedes geplant und gebaut. Ein weiteres große Projekt war die Paris-Messe, ebenfalls für Mercedes.
Danach haben Sie Ihr eigenes Planungsbüro eröffnet?
LaCroix: Ich war gerade Ende 27, als ich mein eigenes Architekturbüro in Stutensee eröffnet habe. Angefangen habe ich allein, heute sind wir zu zehnt.

Nicole LaCroix setzt auf zeitgemäße und zukunftsfähige Baumaterialien. Spannend findet sie, dass man wieder an Stroh als Dämmmaterial denkt.

Quelle: BNN – Foto: Dietrich Hendel