Nachhaltig bauen geht auch beim Privathaus
QUELLE: BNN Mittwoch, 31.07.2019
Wärmepumpe und Fotovoltaik liefern Energie – Nachhaltig bauen geht auch beim Privathaus
**Stutensee-Spöck.** Energie sparen, CO2 vermeiden, regenerative und natürliche Materialien nutzen, neue Wege gehen, die die Umwelt nicht oder erkennbar weniger belasten: Das sind gerade beim Bauen gefragte Kriterien. Nicole LaCroix, Architektin in Spöck, will solche Themen bei der täglichen Planungsarbeit umsetzen: Nachhaltigkeit, so scheint es, ist das Gebot der Stunde – auf vielen Ebenen.
„Nachhaltiges Bauen stützt sich zum einen auf die verwendeten Materialien, die langlebig sein müssen und unter ökologischen Gesichtspunkten produziert werden“, erklärt LaCroix. „Zum anderen orientiert sich ,nachhaltig’ an der Art der Energienutzung und am Energieverbrauch sowie an der Reduzierung oder Vermeidung von CO2.“ Und: „Am KIT wird zu Recycling geforscht. Zum Beispiel, wie man Steine aus Klärschlamm herstellen kann, die langfristig – also auch nachhaltig – Ziegelsteine ersetzen können.“
Nachhaltigkeit gehört bei den Projekten, die sie in schlüsselfertiger Bauweise anbietet, zum Standard, nicht nur mit dreifach verglasten Fenstern oder besonderer Dämmung (etwa Zelluloseflocken und Holzfaserplatten für das Dach): Das Thema lässt sich bei privaten Bauvorhaben durchaus sinnvoll umsetzen. „Ein- und Mehrfamilienhäuser können energieautark geplant und gebaut werden“, sagt die Architektin, die nach Abitur am Thomas-Mann-Gymnasium und Studium an der (damals noch) Universität Karlsruhe und zwei Jahren bei Architekten in New York und Stuttgart 2002 ihr eigenes Büro in Spöck eröffnet hat. Eine Wärmepumpe – für Erdwärme wie auch als Luft-Wasser-Variante – lasse sich relativ leicht installieren, und eine ausreichend dimensionierte Fotovoltaikanlage mit Energiespeicher rechne sich. „Für die CO2-Ersparnis bringt es viel, den Strom ökologisch zu produzieren.“ Sie rate zudem zu einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, was aber oft am Budget scheitere. „Begrünung bei Flachdächern verbessert das Mikroklima für Insekten“, sagt LaCroix, die solches generell anbietet.
Bei ihrem eigenen Bürogebäude in Spöck, das mit einem Architekturpreis des Landkreises ausgezeichnet worden ist (ihr zweites ausgezeichnetes Projekt nach der Mensa am Schulzentrum in Blankenloch, die 2007 in Betrieb ging und 2013 juriert wurde). „Ein durchgängig präzise gestaltetes Stück Architektur, das vom kleinsten Detail bis zur Gesamtstruktur keine planerische und ökonomische Mühe scheut. Eine fast autarke Energieversorgung und der kleine Innenhof mit Ölbaum runden das Objekt ab“, heißt es unter anderem in der Jurywertung. Das Gebäude ist ganz aus Beton gebaut. Die zweischaligen Wände sind mit Polyuretanplatten gedämmt und mit Thermoankern aus Glasfaser verbunden, um Wärmebrücken auszuschließen, erklärt die Expertin. Beton speichere Wärme und Kälte gleichermaßen. An heißen Tagen lasse sich etwa nächtliche Kühle für den Tag zur Klimatisierung speichern. Und: Beton reduziere den Schall von außen. Vom Verkehr Richtung Gewerbegebiet hört man nichts. Die Energieversorgung für das Objekt kommt über eine Erdwärmepumpe, die Lüftungsanlage verfügt über eine Wärmerückgewinnung, und der Strom entsteht auf dem Dach: „Der Überschuss wird ins Netz eingespeist. Und es reicht immer noch gut, um unser Elektro-Auto zu laden.“
Bald Steine aus Klärschlamm für Wände?
Bild: DURCH DIE VERGLASTE NORDSEITE erhält das Bürogebäude von Architektin Nicole LaCroix (kleines Bild) in Spöck viel Licht, ohne dass die Sonne bei der Arbeit blendet. Das Objekt erhielt einen Architekturpreis des Landkreises. Fotos: Daniel Vieser/del