Gemeinde Kronau stellt Bedingung für Bau des Ärztehauses / Fünf Arztpraxen sind geplant
Kronau. Mit einem fast einstimmigen Beschluss hat der Gemeinderat Kronau am Dienstagabend den Weg für den Bau eines modernen Ärztehauses mit angeschlossenem Boardinghouse geebnet. Realisiert werden soll das Projekt von der Geißler Projekt GmbH, einem Familienunternehmen mit Sitz in Karlsdorf Neuthard.
“Diese Bedingung ist so klar geregelt.” Frank Burkard Bürgermeister
Doch bevor der erste Spatenstich gesetzt werden kann, steht der Investorvor einer entscheidenden Herausforderung: Er muss Ärzte finden, die bereit sind, sich in Kronau niederzulassen. Das geplante Ärztehaus soll auf einem freien Grundstück zwischen der Straße am Einkaufszentrum und der Beethovenstraße in unmittelbarer Nähe zur Ortseinfahrt entstehen. Auf einer Gesamtfläche von etwa 3.000 Quadratmetern sollen zwei Gebäude entstehen. Das Größere soll Raum für fünf Arztpraxen, darunter sowohl Allgemeinmediziner als auch Fachärzte bieten. Zudem sind laut Planung eine Physiotherapiepraxis und ein Verkaufsraum für eine Apotheke oder ein Sanitätshaus vorgesehen. Ergänzt wird das Konzept durch altersgerechte, barrierefreie Wohnungen im Staffelgeschoss. Auch ein separat errichtetes Boardinghouse, das flexiblen Wohnraum für Berufstätige und Reisende schafft, ist geplant. Für das Bauprojekt ist eine Tiefgarage mit 32 breiteren Stellplätzen sowie zusätzlichen Außen- und Fahrradstellplätzen vorgesehen. Diese sollen sowohl Patienten als auch Besuchern des Boardinghouses zugutekommen. Nachhaltigkeit soll beim Bau nicht unbeachtet bleiben.
Die zwei geplanten Gebäude sollen mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden und begrünte Dächer erhalten. Das zuständige Architekturbüro LaCroix präsentierte in der Gemeinderatssitzung die Baupläne. Der Haken: Das Grundstück, auf dem das Ärztehaus entstehen soll, wird nur dann von der Gemeinde verkauft, wenn der Investor bis Ende 2025 Verträge mit mindestens einem Hausarzt, einem Facharzt und einem Physiotherapeuten vorweisen kann. „Diese Bedingung ist so klar geregelt, um die langfristige medizinische Versorgung in Kronau sicherzustellen“, erklärte Bürgermeister Frank Burkard (CDU). Er sei allerdings davon überzeugt, dass man mit der Firma Geißler den richtigen Partner für das Vorhaben und diese Vorgaben gefunden habe.
Ein Blick auf die Erfahrungen des Unternehmens zeigt jedoch, dass der Weg zum fertigen Ärztehaus nicht immer einfach ist. In Friedrichstal verfolgte die Firma ein ähnliches Vorhaben, das letztlich scheiterte – allerdings nicht an der Bereitschaft von Ärzten, sich niederzulassen. Im Gegenteil: Geschäftsführer Dennis Geißler erklärte in der Sitzung, dass sich durchaus ausreichend Mediziner für das Projekt hätten gewinnen lassen können. Vielmehr waren es die dortigen Baubedingungen, die das Vorhaben wirtschaftlich unattraktiv machten. In Kronau sollen solche Hindernisse vermieden werden. Um den Bau des Ärztehauses zu erleichtern, hat die Gemeinde gemeinsam mit dem Investor bereits alle wichtigen Vertragsdokumente ausgearbeitet. „Wir sind zuversichtlich, dass wir durch unser Netzwerk die Ärzte hier nach Kronau holen können“, sagte Geißler. Gleichzeitig betonte er die wirtschaftliche Notwendigkeit, das geplante Ärztehaus mit einem Boardinghouse zu kombinieren.
Unverständnis für das Vorhaben brachte AfD-Gemeinderat Peter Rösch zum Ausdruck: „Ich setze mir da doch nicht so einen Klotz hin, den niemand braucht.“ Bürgermeister Burkard hielt dagegen: „Das Boardinghouse macht das Projekt für den Investor profitabel und ermöglicht es uns, die Grundstücke zu angemessenen Preisen zu verkaufen. Und der Bedarf für ein entsprechendes Angebot scheint da zu sein.“
Rösch hielt dennoch an seiner Linie fest und teilte zudem gegen das beteiligte Architekturbüro aus. „Ihre Kasten formen im Bauhausstil sind aus der Zeit gefallen. Das macht niemand mehr. Ich hoffe das wissen Sie“, so der Gemeinderat zu einer Vertreterin des Büros. „Sie hätten es wahrscheinlich besser gekonnt“, erwiderte Burkard. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Breuer verteidigte die Pläne des Investors: „Die beteiligten Firmen genießen einen exzellenten Ruf. Wir sollten froh sein, dass sich diese Chance bietet. Eine bessere bekommen wir nicht.“ Thomas Moch (Freie Wähler) erklärte, dass das Boardinghouse ein willkommenes Angebot sei. „Das ist modern und wird in der Unternehmenswelt von heute offensichtlich gebraucht.“ Bei einer Gegenstimme wurde das Vorhaben vom Rat beschlossen.
Quelle: BNN 21.11.2024